mercredi 20 décembre 2017

Débat en Allemagne : droit de vote supplémentaire si on a des enfants ?



Au mois de mai dernier, le magazine allemand FOCUS s'était fait l'écho d'un débat :
Faut-il proposer que les parents aient un droit de vote supplémentaire afin de mieux faire prendre en compte l'avenir de leurs enfants ?

la traduction (partielle) proposée ici est très sommaire .
Mieux vaut se reporter si besoin au texte original


Der Vorschlag:
Eltern erhalten bei Wahlen für jedes Kind eine zusätzliche Stimme
Proposition :
Les parents auraient une voix supplémentaire par enfant

Ja,
denn 13 Millionen Deutsche sind bisher vom Wählen ausgeschlossen

Über den Autor:
Hermann Otto Solms, 76, ist derzeit Schatzmeister der FDP. Von 1998 bis 2013 war er Vizepräsident des Deutschen Bundestags.

Unsere Gesellschaft altert. Daher brauchen wir die junge Generation. Wir müssen kinderfreundlicher werden. Wir müssen die Bereitschaft junger Erwachsener, Eltern zu werden, stärken und die zahlreichen Probleme und Nachteile für Familien mit Kindern abbauen.

Bis heute werden 13 Millionen Bundesbürger - Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren - systematisch vom Grundrecht, wählen zu dürfen, ausgeschlossen. Artikel 20 des Grundgesetzes besagt: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.“ Das heißt: Das Volk bringt seinen Willen in und durch Wahlen zum Ausdruck.

Die Altersgrenze von 18 Jahren aus Artikel 38 Grundgesetz verweigert einem Großteil des Staatsvolkes dieses Wahlrecht. Damit werden die Interessen der jungen Generation mangelhaft berücksichtigt, und das führt zu einer Ungerechtigkeit zwischen den Generationen.

Wenn auch die Stimmen der Kinder und Jugendlichen zählen, dann werden sich die Parlamente auch stärker für deren Interessen einsetzen. Politik wird vor allem mit Blick auf Wählerstimmen und Wahlergebnisse gemacht. Heute richten sich die Parlamente allzu sehr nach den Wünschen der älteren Generation. Die Bedürfnisse von Kindern und ihren Eltern fallen oft nicht ins Gewicht.

Solange Kinder von ihrem Wahlrecht noch nicht persönlich Gebrauch machen können, sollten es Eltern stellvertretend für sie wahrnehmen. Technisch ist das einfach zu lösen: Jedes Elternteil bekommt für jedes Kind eine halbe Stimme. Damit ist sichergestellt, dass die Stimmen der Kinder und Jugendlichen als Mitglieder des Staatsvolkes Gehör finden.

Viele Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche in hohem Maß an Politik interessiert sind und daran teilhaben wollen. Mit ihrem politischen Vorverständnis und ihrer Begeisterungsfähigkeit haben sie durchaus das „Zeug“ zum jungen Staatsbürger. Im Kinderreport 2017 gaben beispielsweise 80 Prozent der 10- bis 17-Jährigen an, mehr deutschlandweite Mitbestimmung wäre ihnen „wichtig“ oder sogar „sehr wichtig“. Demokratie muss man lernen. Sie ist nicht angeboren, sondern anerzogen. Hier ist politische Bildung gefragt.

Wenn ich an die Zukunft denke, denke ich auch an die Zukunft meiner Nachkommen. In deren Leben muss noch gestaltet und deren Lebenschancen müssen verwirklicht werden. Ich will mich aktiv der Frage widmen: Wie können wir heute die Zukunft von morgen gestalten? Dazu kann auch das Wahlrecht ab Geburt beitragen. Es gibt der Zukunft eine Stimme, weil es zukunftsfähige Politik für kommende Generationen fordern und fördern kann.

OUI,
car 13 millions d’Allemands sont jusqu’à présent exclus du droit de vote.

L’auteur :
Hermann Otto SOLMS, trésorier du FDP.



Notre société vieillit. Nous avons donc besoin de la jeune génération. Nous devons être mieux tournés vers les enfants. nous devons renforcer la motivation des jeunes adultes à devenir des parents, et nous attaquer aux nombreux problèmes et préjudices propres aux familles.

Jusqu’à aujourd’hui, 13 millions de citoyens de la RFA - enfants et jeunes de moins de 18 ans - sont systématiquement exclus du droit fondamental de voter.







De ce fait, les intérêts de la jeune génération sont insuffisamment pris en compte - ce qui entraîne une injustice entre les générations.

Si les voix des enfants et des adolescents sont prises en compte, les parlements seront également plus impliqués dans leurs intérêts.

Aujourd'hui, les parlements se concentrent trop sur les souhaits de la génération plus âgée.


Tant que les enfants ne sont pas encore en mesure de faire usage de leur droit de vote, c’est à leurs parents de l’assumer à leur place. Techniquement, c'est facile à résoudre : chaque parent a un demi-vote pour chaque enfant. Cela garantit que les voix des enfants et des jeunes sont entendues en tant que citoyen.

De nombreuses études montrent que les enfants et les jeunes sont très intéressés par la politique et veulent y participer. Avec leurs préjugés politiques et leur enthousiasme, ils ont certainement l’«étoffe» d’être de jeunes citoyens. Ainsi, dans le Rapport 2017 sur les enfants, 80% des jeunes de 10 à 17 ans ont déclaré qu'une plus grande participation en Allemagne serait «importante», voire «très importante».





Quand je pense à l'avenir, je pense aussi à l'avenir de mes descendants. Dont la vie doit encore être façonnée et dont les chances doivent se concrétiser. Je veux aborder activement la question: comment pouvons-nous façonner l'avenir de demain aujourd'hui?

Nein,

denn eine Stimmgewichtung nach Kinderzahl ist ungerecht


Über den Autor:

Patrick Sensburg, 45, ist CDU- Bundestagsabgeordneter und Professor an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein- Westfalen in Münster.

Der Vorschlag für ein Elternwahlrecht zeigt wenig historische Kenntnis und birgt verfassungsrechtlich große Gefahren für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Schaut es auf den ersten Blick mehr als gerecht aus, wenn auch die Stimmen von Kindern bei Wahlen berücksichtigt werden sollen oder zumindest die Eltern stellvertretend die Stimme ihrer Kinder abgeben können, erkennt man auf den zweiten Blick, dass man bei der Umsetzung eines solchen Vorschlags in eine demokratie- theoretische Falle gerät.

Zum einen bekommen Kinder ja gar keine Stimme. Sie dürfen auch weiterhin nicht wählen. Die Eltern übernehmen das nach ihrem Gusto. Die Stimmen der mittelalten und älteren Bürger erhalten dadurch also noch mehr Gewicht. In Deutschland liegt das Durchschnittsalter von Müttern bei ihrem zweiten Kind bei fast 32 Jahren - bei Vätern tendenziell noch höher. Die Eltern könnten also, bis sie 50 sind, durch Bündelung der Stimmen ihrer Kinder ihr Stimmgewicht erhöhen. Das bringt Kindern nicht mehr Einfluss. Wählen ist ein höchst persönliches Recht. Die individuelle politische Meinung ist geschützt und auch zu respektieren. Wer andere für jemanden wählen lässt, und seien es die eigenen Eltern, schafft Ungerechtigkeiten.

Zum anderen ist die Ausgestaltung von „Stimmübertragungen“ in unserer modernen Gesellschaft kaum sinnvoll zu regeln: Welcher Elternteil übt das Wahlrecht aus, insbesondere für Kinder mit getrennt lebenden Eltern? Muss im Streit das Familiengericht entscheiden? Wie schaut es in Patchwork-Familien aus? Werden Adoptivkinder gleich bewertet, auch wenn sie im Ausland adoptiert wurden? Wie ist es bei Familien mit verschiedenen Nationalitäten von Eltern und Kindern - dürfen die Eltern für die Kinder wählen, obwohl sie selbst gar nicht wahlberechtigt sind?

In Artikel 38 Absatz 1 des Grundgesetzes ist die Gleichheit und Unmittelbarkeit von Wahlen verankert. Jeder Wahlberechtigte hat daher nur eine Stimme, unabhängig davon, wie alt oder wie vermögend er ist. Weder die Stellung im Staat spielt eine Rolle beim Stimmgewicht noch die Anzahl der Kinder. Das war nicht immer so. Nach dem preußischen Dreiklassen- wahlrecht hatten Bürger mit höherem Steueraufkommen auch ein höheres Stimmengewicht. Eine Stimm- gewichtung nach Kinderzahl führt zu gleichen gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten und nimmt Wahlen das Wunderbare - die Stimme jedes Wählers zählt gleich.

Gewollt oder ungewollt kinderlosen Paaren würde mit einem Familienwahlrecht das Recht auf gleiches Stimmgewicht entzogen. Die Zahl der Stimmen würde von der Lebensweise, von gesundheitlichen Umständen oder gar den wirtschaftlichen Verhältnissen abhängig gemacht.

Eine echte Stellvertretung wird bei Wahlen zu Recht abgelehnt, da der individuelle Wahlakt nicht für einen anderen ausgeübt werden kann. Wer ein Familienwahlrecht fordert, verkennt, wie klug und bedeutsam Stimm- gleichheit nach unserem Grundgesetz ist.


NON,
car une pondération en fonction du nombre d’enfants n’est pas juste.

L’auteur :
Patrick SENSBURG, député CDU



La proposition de donner un droit de vote aux parents fait preuve de peu de connaissances historiques et génère constitutionnellement de grands dangers pour la cohésion de la société. Si, à première vue, il semble plus juste, de prendre les voix des enfants en compte lors des élections ou, pour le moins, que les parents puissent se substituer ici à leurs enfants, il faut alors prendre conscience que la mise en œuvre d'une telle proposition, nous fait tomber dans un piège théorique démocratique.

Les enfants n'ont d’abord aucune voix. Ils ne sont pas autorisés à voter. Les parents font ce qui leur passe par la tête. Les voix des citoyens d'âge moyen et plus âgés reçoivent ainsi encore plus de poids. En Allemagne, à leur deuxième enfant, l'âge moyen des mères est de presque 32 ans - les pères ont tendance à être encore plus âgés. Ainsi, jusqu'à 50 ans, les parents peuvent augmenter leur poids électoral en cumulant les voix de leurs enfants. Cela n'apporte rien enfants. Le vote est un droit très personnel. L'opinion politique individuelle est protégée et respectée. Même s’il s’agit de ses propres parents, laisser quelqu’un d’autre voter pour vous, crée de l'injustice.


D'autre part, organiser un  «transfert des voix» n'a guère de sens dans notre société moderne : quel parent va  exercer le droit de vote, en particulier pour les enfants dont les parents sont séparés ? Est-ce au tribunal aux affaires familiales de trancher en cas de conflit? Qu'en est-il des familles en patchwork ? Les enfants adoptés sont-ils considérés de manière égale, même s'ils ont été adoptés à l'étranger ? Qu'en est-il des familles dont parents et enfants ont des nationalités différentes - les parents ont-ils le droit de voter pour les enfants même s'ils n’ont pas le droit de vote ?
Source : FOCUS - Samstag, 13.05.2017